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Das entscheidende Gespräch

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Das entscheidende Gespräch Empty Das entscheidende Gespräch

Beitrag von Oldaspie So 16 Nov 2014, 00:53

Eigenbrödler, Introvertierte, ... Aspies meiden das Gespräch als soziales Bindemittel, sie können den Tönen nichts abgewinnen.
Unlängst begrüßte mich mein Anwalt in einer Mietsache mit: "Alles klar?". Ich grübelte. Sollte ich einen kurzen Abriß über meine Immobilie geben, am besten gegliedert z.B. nach technischem Zustand incl. Wertschätzung und Energieverbrauch, Vermietungslage, Verkaufsabsichten, Entwicklungen im Ortszentrum und derzeitiger Nutzung?
Natürlich nicht. "Alles klar" war lediglich eine Anforderung, auf allen NT-üblichen, vor allem nonverbalen Kanälen einen maximal sekundenlangen Statusbericht zu senden, von der persönlichen Laune (Mimik), dem Gesundheitszustand (Stimmlage) über mein momentanes Verhältnis zu ihm als Person und zu seiner Praxis (Wartezeit usw.) und meine innere Fixierung, d.h. ob ich in meiner Antwort auf ihn eingehe ("und Ihnen?") oder evtl. in einer Stresslage bin ("das werden wir gleich zu besprechen haben").

Unter NT ist Smalltalk also kein Austausch von Informationen ohne Faktengehalt, sondern ein sehr effektives und wichtiges Kommunikationsmittel.

Welchen Sinn erfüllt nun aber ein "Gespräch" mit  Inhalten?
Gespräche, so verstanden, sind die entscheidenden Schlachten im Lebenslauf.

Im Jahre 732 stellte sich Karl Martell "der Hammer" mit einer überall zusammengekratzten europäischen Truppe (er musste sogar die Kröte fressen und seinen Erz-Widersacher, den Herzog von Aquitanien, hierfür integrieren) den muslimischen Arabern entgegen, die seit hundert Jahren planvoll und unaufhaltsam die damalige zivilisierte Welt rings um das Mittelmeer aufrollten. Sie hatten Glück und erwischten den arabischen Anführer gleich am ersten ernsthaften Schlachttag, sodaß die Invasoren sich bereits am anderen Tag verzagt davongemacht hatten. Damit war für Europa der Weg zu einem Jahrtausend der Kleinstaaten, furchtbaren Kriegen, Katholizismus, Hexenverbrennung, Demokratien und Bauernaufständen geöffnet, anstatt zu einer statischen, hochzivilisierten, frauen- und wissenschaftsfeindlichen Gesellschaft unter dem Islam.

Es liegt in unserer Hand als Individuen, ein Gespräch zu einem ebensolchen Wendepunkt in unserem Lebenslauf zu machen, ganz ohne jahrelang trainierte Reiterei, unzuverlässige Verbündete und Abschlachten von Soldaten, die uns nichts tun wollen, wenn man sie denn selber entscheiden ließe. Die Anlässe können u.a. sein:

- Bewerbungen
- Partnerschaft
- Projekte und Organisation im Arbeitsleben
- Nachbarschaftsstreitigkeiten
- Auseinandersetzungen vor Gericht, Zeugenaussagen oder Verteidigung im Strafrecht
- Kunden- und Vereinswerbung, Selbstdarstellung innerhalb der Gesellschaft (z.B. Vereinsfunktionen)

Überraschenderweise muß gerade der eingangs erwähnte Personenkreis das Gespräch als schicksalshaftes Ereignis nicht scheuen. Warum? In stärkerem oder geringerem Maße hat der Aspie Stärken, die ihn von seinen Gesprächspartnern unterscheiden:

- Superkonzentration in der Vorbereitung
- Fähigkeit, Fakten in Kombination darzustellen, gegenüber Gesprächspartnern, die von den Fakten weniger wissen und die Verbindungen nicht so gut zu erkennen und darzustellen wissen
- tragfähige, nicht emotionale Basis für das Gespräch. Planlose Entgegnungen wie "immer musst du ..." oder "man hat uns mal berichtet, daß Sie ..." haben keine Chance gegen einen gut vorbereiteten Gesprächspartner.
- Ein gutes Gedächnis. Es ist bei Rechtssachen erfolgversprechender, Paragraphen angeben und sinngemäß zitieren zu können, als eine Wissensbasis nach NT-Art zu haben "Am Stammtisch hat mir einer gesagt, daß ...", wenn das Gegenüber nicht einmal den Unterschied zwischen Bürgerlichem Recht, Handelsgesetz und Strafgesetz kennt.
- Präzision, vor allem auch in der Sprache. "Das hat nicht gefunzt" ist ein schwächeres Argument als "Hier ist ein Foto von der gebrochenen Schweißnaht", von der Beherrschung der Rechtschreibung, um bei Datenbankrecherchen während der Gesprächsvorbereitung erfolgreich zu sein, ganz abgesehen.

Wie kann sich nun der manchmal von der Gesellschaft arg gebeutelte Aspie das Gespräch als Wendepunkt zunutze machen?
- er muss sich dem Gespräch stellen oder es gezielt herbeiführen, darf sich also nicht immer auf schriftliche oder gar keine Kommunikation zurückziehen. Notfalls muß er das Gespräch sogar fordern, und zwar als formelle Zusammenkunft ("wir müssen uns mal zusammensetzen"), eventuell mit Zeugen, anstatt im schlimmsten Fall etwas vermeintlich sowieso Sonnenklares irgendwem auf dem Gang hinterherzurufen.
- er muss sein Ziel für das Gespräch festlegen ("wenn ich nachher rausgehe, will ich ganz genau wissen, welche Aufgaben der Stellenbewerber vor mir in seinem letzten Job hatte, welche Papiere auf seinen Schreibtisch kamen wie Rechnungen usw., was er selber unterschreiben und was er zur Unterschrift seinem Boss vorlegen musste").
- er muß sich von der Sache her mit allen Kräften vorbereiten und verschiedene Gegenargumente oder Verläufe durchspielen.
- er muß das Gespräch steuern, so gut es eben geht: den Blick fangen, sich Unterbrechungen (insbesondere von Dritten) firm aber verbindlich verbeten, den Faden zurückgeben ("Bitte, du wolltest gerade etwas sagen"),
- er darf sich nicht schon vor Beginn des Gespräches oder dem Entschluß zu einem solchen selbst aufgeben.

Klar, ich persönlich weiß, daß ich höchstwahrscheinlich während eines schwierigen Gespräches irgend wann einmal meine aufrechte Haltung verwässere, mich unbewusst mit den Füßen am Stuhlbein festschraube, meine Stimme heller und leiser wird und ich die Wände anstarre statt einschüchternd bzw. Aufmerksamkeit fordernd in die Augen meines Gegenübers. Vielleicht verliere ich auch mal den Faden (ein: "Was wollte ich doch noch sagen?" - Blick auf meinen vorbereiteten Notizzettel mit den Hauptpunkten - "ach so, zu klären wäre als nächstes ..." hilft darüber hinweg). Aber welche Schlacht ist schon je nach dem Lehrbuch entschieden worden? Man ist nicht unterlegen, nur weil man sehr genau weiß, welche Schwächen man hat.

Schlachten werden nicht von dem gewonnen, der materiell überlegen ist, sondern von dem, der weniger Fehler macht. Sonst bräuchte man sie nicht zu führen, sondern müsste nur ein Inventar bei dem zweifellos einsichtigen Gegner einreichen. Die Schlacht bei Tannenberg, die den Deutschen Ritterorden das (eigentliche) Herz Europas kostete, nahm schon ihren schlechten Anfang, als der rechte Flügel vorzeitig sein Pulver mit den damals neuartigen Geschützen verschoß und die Artillerie wegen des Sturmes der eigenen Truppen kein Schußfeld mehr hatte...

Oldaspie

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Das entscheidende Gespräch Empty Re: Das entscheidende Gespräch

Beitrag von CriCri Mi 19 Nov 2014, 01:46

@oldsapie: Kompliment, ich mag Deine Art zu schreiben. Smile

Die von Dir erwähnten o. g. Stärken, sind Verhaltensweisen die ich an meinem Mann sehr mag.
Und deswegen empfinde ich es angenehmer sich mit Aspies zu unterhalten.
CriCri
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